"Blockbildung ist für alle von Nachteil"

US-Präsident Joe Biden hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Weißen Haus empfangen. Bei dem Treffen in der US-Hauptstadt Washington ging es vor allem um den Streit um ein US-Gesetz, das milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz und Subventionen für die US-Industrie vorsieht, wenn die Produktion in den USA stattfindet. Der Inflation Reduction Act hat in Deutschland und der EU Sorge vor Wettbewerbsnachteilen ausgelöst.
Bernd Lange, Handelsausschussvorsitzender des Europäischen Parlaments:
„Die
USA entscheiden sich mehr und mehr für einen Ansatz des gesteuerten
Handels. Dabei stehen die amerikanischen Interessen bei diesem Ansatz
immer an erster Stelle. Das jetzige Treffen zwischen
Kommissionspräsidentin von der Leyen und Präsident Biden führte zu einer
Einigung über die Aufnahme von Verhandlungen über die Gleichbehandlung
von kritischen Rohstoffen, die in der EU gewonnen oder verarbeitet
werden, mit solchen, die in den USA verarbeitet werden. Dies wäre
positiv für die EU-Elektrofahrzeug-Industrie, da sie von den Vorteilen
profitieren könnte, die US-Hersteller erhalten. Ich hoffe, dass dies
eine WTO-kompatible Lösung wird. Hinzu kommt, dass der Bereich Batterien
und Elektrofahrzeuge nur einer der vielen problematischen Aspekt des
Inflation Reduction Acts ist. Es gibt also noch viele andere, die
ungelöst bleiben.
Daher ist es wichtig, dass wir weitere
Wege finden, um die Bedenken, die wir auf EU-Seite gegenüber dem
Inflation Reduction Act haben, zu berücksichtigen. Diese Wege müssen mit
den Regeln der Welthandelsorganisation vereinbar sein. Auch sollten
Zugeständnisse der USA, die jetzt sich abzeichnen, nicht als Teil eines
Paketes verstanden werden, das zu einer Anti-China-Koalition führen
soll. Ich befürchte, dass sich die Welt immer mehr in gegensätzliche
Handelsblöcke aufspaltet.
Eine stärkere Blockbildung ist
für alle von Nachteil, insbesondere für die Europäische Union. Wir
sollten einen virulenten Abgesang auf den Multilateralismus nicht
akzeptieren."
Bernd Lange
Niedersachsen
Jan Rößmann
Pressesprecher der SPD-Europaabgeordneten