Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird auch in Niedersachsenspürbar sein – unter anderem bei den hiesigen Unternehmen.

Von Timon Naumann 

Hannover. Am Ende war es eindeutiger als vorausgesagt: Der Republikaner Donald Trump konnte mit klarem Vorsprung die US-Präsidentschaftswahl für sich entscheiden. Mit seinem Wiedereinzug in das Weiße Haus muss sich auch die niedersächsische Wirtschaft auf Veränderungen einstellen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

▶ Wie wichtig ist der 
US-amerikanische Markt für niedersächsische 
Unternehmen?

Die USA sind für niedersächsische Unternehmen der wichtigste Exportmarkt außerhalb der EU. Im Jahr 2023 exportierten Firmen aus Niedersachsen laut dem Statistischen Bundesamt Waren im Wert von 6,8 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten – nur die Exporte in die Niederlande und nach Frankreich waren höher. Auch der Warenverkehr in die andere Richtung ist beachtlich: Produkte im Wert von 5,9 Milliarden Euro importierten niedersächsische Unternehmen aus den USA.

▶ Welche Unternehmen 
profitieren besonders vom 
US-amerikanischen Markt?

Der größte Profiteur des US-Marktes in Niedersachsen ist Volkswagen – bei den meisten hiesigen Exporten handelt es sich um Pkw und Kfz-Teile. Und auch in den USA ist VW vertreten: Die Wolfsburger bauen derzeit etwa ein von der Regierung mit 1,29 Milliarden Dollar subventioniertes E-Auto-Werk in South Carolina. Die staatliche Förderung erhält Volkswagen dabei aus dem Inflation Reduction Act der bisherigen Biden-Regierung. Trump bezeichnete das Infrastrukturprogramm im Wahlkampf als „Grüner neuer Betrug“ und kündigte an, die finanzielle Unterstützung klimaschonender Industrie zu beenden.

Auch der Reifenhersteller Continental, der Göttinger Biotechkonzern Sartorius, der Laserspezialist LPKF aus Garbsen und der Einbecker Saatguthersteller KWS sind in den USA vertreten. Zudem haben dort viele mittelständische Unternehmen aus Niedersachsen Vertriebsstandorte und sind deswegen auf den US-Markt angewiesen – auch ohne eigene Produktionsstätten.

▶ Was könnte sich 
wirtschaftspolitisch unter Trumps Amtszeit ändern?

Trump hat während des Wahlkampfs besonders eine wirtschaftspolitische Maßnahme in den Vordergrund gestellt: neue Importzölle. Vor allem gegen Einfuhren aus China möchte er vorgehen, aber auch europäische Produkte wären von den Importabgaben betroffen. Die geplante Höhe ist bereits bekannt: Einfuhren in die USA sollen mit 10 bis 20 Prozent belastet werden – für chinesische Produkte sind sogar 60 Prozent vorgesehen.

Diese Abgaben verteuern ausländische Waren und machen inländische Alternativen für Konsumenten oft attraktiver. Besonders betroffen wären Exportnationen wie Deutschland und hier industriell starke Regionen wie Niedersachsen. Mit den Einnahmen durch die Zölle will Trump im Gegenzug geringere Steuern für die US-Amerikaner ermöglichen.

▶ Wie reagiert die 
niedersächsische Wirtschaft auf den Trump-Sieg?

In Niedersachsen blickt man mit Sorge auf eine kommende Trump-Präsidentschaft. Niedersachsen-Metall-Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt warnt, dass die Geschäfte in den USA „komplizierter, teurer und unkalkulierbarer werden“ könnten.

Auch Benedikt Hüppe, Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Niedersachsen, spricht von einem „Weckruf für Deutschland und Europa“. „Trumps wirtschaftspolitische Ankündigungen sind zum Teil Unfug, insgesamt aber sehr gefährlich“, sagt Hüppe. In Handelskriegen, so Hüppe, gebe es keine Sieger.

Bernd Lange (SPD), Mitglied des Europaparlaments und Vorsitzender des Ausschusses für Internationalen Handel, prognostiziert „unberechenbare und unruhige Zeiten – auch in der Handelspolitik“. Sollte Trump „all seine Versprechen in die Tat umsetzen, hätte das langfristig enorme globale Folgen“, so der niedersächsische Europaabgeordnete.



Quellenangabe: HAZ vom 07.11.2024, Seite 6