Die Absetzung des chinesischen Vorstandsvorsitzenden von Nexperia, durch die niederländische Regierung führte zu einer Kettenreaktion mit Auswirkungen auf die gesamte EU. 

Die chinesische Regierung verhängte am 4. Oktober 2025 einen Exportstopp für Nexperia-Chips aus China. Damit kann Nexperia, mit Produktionsstätten u. a. in Hamburg und Manchester, nicht mehr liefern. Die Beschränkungen betreffen besonders Chips für die Automobilindustrie sowie deren Zulieferer und verschärfen die ohnehin fragile Lieferkette weiter. Autohersteller wie Volkswagen, GM und Mercedes sind auf Nexperia-Chips angewiesen.

Für Bernd Lange, Vorsitzender das Internationalen Handelsausschusses im Europäischen Parlament ist klar, dass nun schnell in fünf Punkten gehandelt werden muss:

  1.  Alle diplomatischen Möglichkeiten, um Einfluss zu nehmen und die chinesische Regierung zu bewegen, den Exportstopp wieder aufzuheben, werden in diesen Tagen intensiv genutzt. Das ist richtig und nötig. Es kann nicht sein, dass europäische Arbeitsplätze gefährdet werden, aufgrund der Aktivitäten eines Staates außerhalb der Europäischen Union. China antwortete mit wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen, die jetzt die europäische, ja die globale Automobilindustrie belasten und nicht der Ursache entsprechen. Hier ist eine deutliche Überreaktion zu sehen.
  2. Es ist mehr als deutlich geworden, dass Entscheidungen einzelner Mitgliedstaaten in solchen Fragen der wirtschaftlichen Sicherheit immense Konsequenzen für die gesamte Europäische Union haben. Deswegen muss sofort die Koordinierung und Information innerhalb der Union verstärkt werden. Die Niederlande sind besonders gefordert, da hier auch der Hersteller ASML sitzt, der die Schlüsseltechnologie für die Maschinen der Chipfertigung liefert. 
  3. Es muss schnell eine Alternative zu den nicht mehr lieferbaren Chips aus China gefunden werden. Hier gilt es mit Herstellern in Korea, Japan, Taiwan schnell in Verhandlung zu treten, und das muss die Europäische Union intensiv unterstützen.
  4. Der Fall zeigt erneut die Verwundbarkeit europäischer Lieferketten und die Notwendigkeit viel mehr, für noch mehr technologische Souveränität der Europäischen Union, zu tun. Nexperia steht symbolisch für die neue technologische Blockbildung zwischen den USA und China mit direkten Auswirkungen auf Europas Industrie und Lieferketten. Hier ist die EU-Kommission gefordert, schneller mit den nötigen Rahmenbedingungen voran zu kommen.
  5. In der europäischen Industrie ist endlich wieder klar geworden, dass Kostenersparnis, aufgrund von geringen Lohnkosten und geringen Umweltauflagen, nicht zu einer einseitigen Abhängigkeit von einem Lieferanten für Zubehörteile führen darf. Das gute Prinzip eines jeden Unternehmens, für jedes Zubehörteil mindestens zwei Lieferanten zu haben, ist zu Gunsten kurzfristiger Kosteneinsparungen aufgegeben worden. Hier muss deutlich ein verändertes Bewusstsein und eine veränderte Politik eingreifen, damit wir sichere Lieferketten etablieren können.

Hintergrund

Nexperia ist ein niederländischer Halbleiterhersteller mit Sitz in Nijmegen, der vor allem Standardchips für Automobile und Elektronikprodukte produziert. Seit 2018 gehört das Unternehmen vollständig zum chinesischen Konzern Wingtech Technology (vorher Phillips). Die USA sehen die zunehmende Kontrolle Chinas über europäische Schlüsseltechnologien als sicherheitspolitisches Risiko. Bereits im Sommer 2025 übte Washington erheblichen Druck auf die niederländische Regierung aus, gegen Nexperia vorzugehen. Es sollte verhindert werden, dass sensible europäische Technologie an die chinesische Regierung gelangen könnte. Seit dem 31. Dezember 2024 steht Wingtech, der indirekte chinesische Anteilseigner von Nexperia, auf der sogenannten Entity List der Vereinigten Staaten und unterliegt daher bestimmten erweiterten Handelsbeschränkungen. Diese Handelsbeschränkungen gelten nun auch für Unternehmen, deren Anteile zu 50 % oder mehr von (juristischen) Personen gehalten werden, die auf der Entity List stehen. 

Am 30. September 2025 wurde die 50 %-Regel veröffentlicht und für Nexperia für anwendbar erklärt, mit der Folge, dass das Unternehmen grundsätzlich nach sechzig Tagen US-Handelsbeschränkungen unterliegen wird. Die US-Behörden drohten den Niederlanden mit weiteren Restriktion und dem Negieren von Ausnahmenmöglichkeiten, falls der chinesische Vorstandsvorsitzende nicht ersetzt wird. Am 30. September 2025 übernahm die niederländische Regierung die Kontrolle über Nexperia, auf Grundlage des Gesetzes über die Verfügbarkeit von  Gütern von 1952 (dies wurde zuvor noch nie angewandt!) und entließ den chinesischen CEO Zhang Xuezheng, offiziell wegen „Governance-Mängeln“, inoffiziell, um US-Sanktionen zu vermeiden. Es sollen nun Maßnahmen ergriffen werden zur Minderung des Transfers von US-IP, Technologie, Wissen und Kapazitäten nach China. Mit der Abberufung des Vorstandsvorsitzenden sind die Chancen auf Ausnahme von der Entity List gewachsen. Die chinesische Regierung reagierte am 4. Oktober 2025 mit einem Exportstopp für Nexperia-Chips aus China. Die chinesische Nexperia-Tochter hat den Verkauf an inländische Distributoren wieder aufgenommen - ausschließlich in Renminbi (CNY). Das niederländische Management sucht neue Partner außerhalb Chinas, um die Abhängigkeit zu reduzieren.