Es sind derzeit zwölf Teilprojekte, mit denen die Landesregierung die Nutzung von Wasserstoff als neue Energieform voranbringen will – das größte davon ist in Salzgitter, heißt Salcos und hat zum Ziel eine Stahlproduktion ganz ohne CO2-Emissionen. Am gestrigen Dienstag hat das Kabinett entschieden, Landesmittel von 700 Millionen Euro bereitzustellen. Bald soll eine Rahmenvereinbarung mit dem Bund unterschrieben werden, dann fließen aus dem Bundeshaushalt 1,6 Milliarden Euro für diese Vorhaben. Die Industrie beteiligt sich ebenfalls, dazu gehören Energiekonzerne wie EWE, Uniper, Nowega, Thyssengas oder die Salzgitter AG.

„Ein großer Teil der deutschen Förderung für Wasserstoff-Projekte fließt damit nach Niedersachsen“, teilte gestern ein erfreuter Umweltminister Olaf Lies (SPD) mit. Damit die Finanzierung dieser ersten zwölf Teilprojekte gesichert werden kann, muss der Landtag Ende September noch grünes Licht für weitere 240 Millionen Euro geben, die dem Wirtschaftsförderfonds des Landes zugeführt werden – und zwar auf Basis einer Vereinbarung zwischen dem von Lies geführten Umweltministerium und dem Wirtschaftsressort von Bernd Althusmann (CDU).

Bereits Ende Juni hatte der Landtag knapp 460 Millionen Euro für diesen Zweck reserviert, das Geld stammte vor allem aus den Überschüssen des Vorjahres. Nun kommt ein Nachschlag hinzu. Zur Verkündung dieser guten Nachricht war neben Lies und Althusmann auch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in die Pressekonferenz gekommen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der erste „grüne Stahl“ in Salzgitter in zwei Jahren produziert werden könne – also Stahl, der ohne Entstehung von CO2 hergestellt werden kann.

Die Elektrolyse-Anlage in Emden, die über eine Vereinbarung mit der EWE entsteht, könne „in zwei bis drei Jahren“ fertig sein. Nähere Ausführungen zu den Wasserstoff-Projekten machte Lies: Neben mehreren Elektrolyse-Anlagen sollen Erdgasspeicher wie in Etzel (Ostfriesland) fit gemacht werden für die Aufnahme von Wasserstoff, gleiches gilt für den Speicher in Huntorf (Kreis Wesermarsch), zu dessen Herrichtung EWE und Uniper zusammenarbeiten. Emden bekomme eine wichtige Bedeutung neben Wilhelmshaven und Stade als einer der Orte, an denen Wasserstoff-Importe ankommen können. Am Standort des Kernkraftwerks Lingen soll mit Wasserstoff Strom erzeugt werden, von dort sollen Wasserstoffleitungen nach Gelsenkirchen und bis in die Niederlande führen.

Außerdem ist geplant, die Lücken im Gastransportnetz innerhalb Niedersachsens zu schließen – damit auch dort Wasserstoff transportiert werden kann. Vor allem werden Erdgasleitungen umfunktioniert für Wasserstoff. Lies erläuterte, dass zum Transport des neuen Energieträgers ein chemischer Prozess nötig ist: Der flüchtige Wasserstoff wird mit CO2 verknüpft, so entsteht flüssiges Methan, dass durch die Rohre geleitet werden kann. Hinterher wird das CO2 wieder abgeschieden und Wasserstoff zurückgewonnen – ohne dass das klimaschädliche CO2 in die Umwelt entweichen kann.

Weitere fünf Vorhaben, die ebenfalls die Wasserstoffförderung in Niedersachsen betreffen, sollen im nächsten Jahr folgen, hob Weil hervor. Die Firma Dow in Stade komme dann auch in Betracht. Althusmann ergänzte, Cuxhaven könne zum „Mega-Hub für Windenergie“ werden – dafür jedoch müsse der Bund noch mehr Förderung als bisher leisten. Nach den Worten von Lies hat Wasserstoffwirtschaft aber einen bedeutend höheren Stromverbrauch zur Voraussetzung, daher müsse die Erneuerbare Energie ausgebaut werden. Für die in Niedersachsen angepeilte Elektrolyse-Leistung von 850 Megawatt benötige man umgerechnet die Leistung von 300 Windrädern.

In Niedersachsen stehen derzeit 6300 Windräder, davon rund 50 auf See. Das sind elf Gigawatt Leistung, und Lies peilt bis 2040 insgesamt 30 Gigawatt an – er rechnet mit landesweit notwendigen 11.000 Windkraftanlagen, allerdings größeren und leistungsfähigeren als heute. Daneben müsse Photovoltaik dringend ausgebaut werden – ebenso wie das System der Stromleitungen. „Jahrelange Planungen ohne Bau wie bei Südlink werden wir uns nicht mehr leisten können.“

Kritik am LNG-Terminal in Stade: FDP-Landeschef Stefan Birkner erklärte, der Bau des LNG-Terminals in Stade verzögere sich, obwohl der Bund seine Finanzierungszusage über 100 Millionen Euro schon gegeben habe. Das liege an der Landesregierung, die offenbar nicht so schnell wie angekündigt handele. Lies, Althusmann und Weil widersprachen: Noch im September würden die Ausschreibungsunterlagen vorliegen, so dass das Stader Terminal wie geplant im dritten Quartal 2023 fertig sein könne.

Autor:

Klaus Wallbaum

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