Seit Wochen spitzen sich die politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen aufgrund des Ukraine-Konflikts zu. Wladimir Putin provoziert, indem er Truppen an der Grenze zum Nachbarland zusammenzieht. Der Westen reagiert mit Ankündigungen, die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland zu verschärfen, sollte die Lage weiter eskalieren. Die USA sprechen von ernsten Konsequenzen, sollten russische Truppen in die Ukraine einmarschieren.

Die EU hat als Reaktion auf die rechtswidrige Annexion der Krim und die Destabilisierung der Ukraine seit März 2014 Sanktionen gegen Russland verhängt. Trotzdem ist die EU nach wie vor Russlands wichtigster Handelspartner, und Russland ist der viertwichtigste Handelspartner der EU. „Die angespannte Lage beunruhigt viele Unternehmen in Deutschland und in Russland, die in direkten Geschäftsbeziehungen stehen“, sagt Marina Basso Michael, Regionaldirektorin Europa bei Hafen Hamburg Marketing (HHM). „Viele der uns bekannten deutschen und russischen Unternehmen setzen sich weiterhin dafür ein, dass die Geschäftsbeziehungen stabil bleiben. Es besteht die Hoffnung, dass die diplomatischen Bemühungen der eingebundenen Länder zu einer Entspannung der Lage führen.“ [...]

[...] Wann welche Wirtschaftssanktionen nutzen, werde in der EU recht unterschiedlich gesehen, sagt Bernd Lange, Vorsitzender des EP-Handelsausschusses, gegenüber der DVZ. Es gebe derzeit viele Sanktionen, vorrangig für Rüstungs- und Energieprodukte, aber auch für viele Dual-Use-Güter, und da sei die Frage: Wem schadet das mehr – den russischen oder den EU-Unternehmen?

„Das stärkste Instrument der EU wäre, die Importe von Energie zu stoppen, kein Öl und Gas mehr zu kaufen“, sagt Lange. Russlands Wirtschaftssystem sei stark auf diese Exporte ausgerichtet. „Aber das trifft uns natürlich auch“, und die EU-Staaten müssten sich die Konsequenzen gut überlegen. Seiner Kenntnis nach importiere etwa Deutschland rund die Hälfte des benötigten Gases aus Russland. Die bisherigen EU-Sanktionen waren nach Langes Einschätzung nicht allzu erfolgreich. „Russland hat seine Politik bisher nicht geändert“, lautet seine ernüchternde Erkenntnis. [...]