
17. Juni 2022: Totgesagte leben länger!
Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses:
„Der
Multilateralismus ist quicklebendig, nicht tot, wie oft prophezeit. Die
Welthandelsorganisation steuert seit einiger Zeit durch schwere
Gewässer und die Covid-19-Krise sowie die Aggression Russlands haben die
Fahrt weiter erschwert. In den vergangenen Jahren handelten Staaten
global wieder zu häufig auf der Grundlage von Macht statt auf der
Grundlage von internationalen Regeln. Zudem kehren viele Akteure zum
Protektionismus zurück.
Vor diesem Hintergrund hielten
viele Staaten die Möglichkeiten für Vereinbarungen auf fairen und
nachhaltigen Handel für nicht realisierbar. Es drohten eine
Zersplitterung des multilateralen Handelssystems und die Bildung von
Blöcken. Die 12. Konferenz der WTO-Minister*innen hat genau das
Gegenteil demonstriert: Das regelbasierte System ist sehr lebendig. Es
wurden sehr wichtige Kompromisse zwischen 164 Ländern erzielt.
Mit
diesen Einigungen ist der Grundstein für die weitere Entwicklung eines
regelbasierten, fairen und nachhaltigen Handels gelegt. Dieser Erfolg
ist vor allem auf die engagierte und mutige Verhandlungsführung der
Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala und ihrem sehr engagierten und
kompetenten Stellvertreter zurückzuführen.
Die
Verhandlungen über die Fischerei begannen vor 21 Jahren, und endlich ist
es uns gelungen, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
erstmals verbindlich in die Handelsbestimmungen zu integrieren. Die
handelsbezogenen Reaktionen auf die Pandemie und die Nahrungsmittelkrise
zeigen, dass das multilaterale Handelssystem die notwendigen Antworten
auf drängende und aktuelle Probleme geben kann.
Die
WTO-Mitglieder konnten sich zudem auf eine Verlängerung des Moratoriums
für den elektronischen Handel einigen, demnach werden auf elektronische
Übertragungen keine Zölle erhoben. Nicht zuletzt ist das Mandat zur
Reform der WTO wichtig. Es steht außer Frage, dass Reformen beim
Streitbeilegungsmechanismus, bei den Regeln und auch bei den
Arbeitsmethoden notwendig sind. Dem haben die 164 Mitglieder nun auch
zugestimmt. Kompromisse werden weiterhin notwendig sein, um die
Lebenswirklichkeit der Menschen friedlich gestalten zu können. Es geht
darum, die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu nutzen, um die
Lebensbedingungen aller zu verbessern.“
Folgende Eignungen erzielten die WTO-Mitglieder:
- Mandat zur WTO-Reform
- Erklärung zur Reaktion auf die Pandemie und eine Ausnahmeregelung für COVID-19-Reisen
- Erklärung zur Ernährungssicherheit und Ausnahmen von Ausfuhrverboten oder -beschränkungen für Lebensmittelkäufe des Welternährungsprogramms WFP
- Verlängerung des Moratoriums für den elektronischen Handel und ein Arbeitsplan für die Regeln des elektronischen Handels
- Abkommen über Fischereisubventionen