Die Schattenseiten unserer Fahrräder – Wo hakt es bei Klimabilanz und Lieferketten?
Fahrräder boomen. Immer mehr Menschen steigen auf die umweltfreundliche Alternative um, die auch noch fit hält. Doch wie nachhaltig sind Fahrräder wirklich?
Statistisch verfügt fast jeder Mensch in Deutschland über ein Fahrrad oder E-Bike. Doch der Boom hat seine Schattenseiten. Die meisten der Rahmen werden in Asien produziert. Das verwendete Material: fast immer Aluminium oder Carbon – beides echte Energiefresser. Johanna Jahnke ist „Fahrrad-Aktivistin“ und Podcasterin. Sie beschäftigt sich viel mit Fragen der Nachhaltigkeit beim Fahrradfahren. So setzt sie bei ihrem Rad zum Beispiel auf Stahl, welches bei der Herstellung weniger CO2 produziert als andere Materialien und sich recyceln lässt. Sie kritisiert die fehlende Transparenz. Oft sei für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ersichtlich, woher die einzelnen Fahrradkomponenten kommen.
Bis auf wenige Ausnahmen lassen Hersteller die meisten Teile in Asien fertigen. China und Taiwan sind die größten Produzenten. Da es aber dort inzwischen strenge Kontrollen und Zölle gibt, verlagern viele Hersteller die Produktion aus. Zu Subunternehmern, die besonders günstige Bedingungen anbieten. Ein Hotspot: Kambodscha. Aus keinem anderen Land der Welt importiert Deutschland mehr Fahrräder. Doch dort sind die Bedingungen für die Mitarbeitenden oft schlecht. „Wenn man die Arbeitsbedingungen dort als frühkapitalistisch bezeichnet, ist das womöglich noch zu nett formuliert“, sagt der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament. „Die Regierung entwickelt eine Tendenz zum diktatorischen Regime, Oppositionelle sitzen in Haft, Gewerkschaftsführer werden verfolgt.“
Auch der Trend zum E-Bike ist nicht problemfrei: Besonders die Lithium-Ionen-Akkus verbrauchen große Mengen an Ressourcen. Sowohl in der Herstellung als auch beim Recycling ist noch Luft nach oben. Hinzu kommt: „Wenn man vom Auto aufs E-Bike umsteigt, tut man viel für die Umwelt, wechselt man jedoch vom normalen Rad aufs elektrische Gefährt, dann verschlechtert sich die Ökobilanz“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperte Prof. Stefan Schaltegger. Wie nachhaltig ist Fahrradfahren also wirklich? Was beeinflusst die Klimabilanz? „planet e.“ geht diesen Fragen nach und hat Menschen begleitet, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Fahrradproduktion einsetzen. (Text: ZDF)