Eurobarometer zur Armut in Europa
Ein Sechstel der Europäer hat nach eigener Aussage permanent Schwierigkeiten, die Haushaltsrechnungen zu bezahlen, und drei Viertel glauben, dass die Armut in ihrem Land letztes Jahr zugenommen hat. Dies sind die Kernaussagen einer neuen Eurobarometer- Umfrage über die sozialen Auswirkungen der Krise, die von der EU-Kommission vorgestellt wurde.
Insgesamt glauben die EU-Bürger, dass die Armut im Jahr vor der Umfrage überall zugenommen habe: 6 von 10 glauben, die Armut habe in ihrem lokalen Umfeld zugenommen, drei Viertel meinen, sie habe in ihrem Land zugenommen, und 60 % denken, die Armut habe in der ganzen EU zugenommen.
Die Krise und die Aufrufe zu Sparmaßnahmen haben sich auf die Wahrnehmung der Armut durch die Menschen ausgewirkt. Insbesondere in Griechenland sind 85 % der Befragten der Meinung, dass die Armut in ihrem Land zugenommen habe. Auch 83 % der Franzosen, 82 % der Bulgaren, 77 % der Rumänen und 75% der Italiener sind dieser Meinung in Bezug auf ihr eigenes Land. Während in manchen Ländern die Menschen weitere Schwierigkeiten erwarten (z. B. erwarten sieben von zehn Rumänen und Griechen eine Verschlechterung ihrer finanziellen Haushaltssituation), hat sich anderweitig die Erwartung verbessert. 23 % der Letten beispielsweise befürchten eine Verschlechterung ihrer finanziellen Haushaltssituation (gegenüber 65 % im Juli 2009), 32 % der Litauer (gegenüber 58 % im Juli 2009) und 20 % der Ungarn (gegenüber 48 % im Juli 2009). In Lettland, Polen, dem Vereinigten Königreich, Belgien und Finnland gehen nun weniger Befragte davon aus, dass sie arbeitslos bleiben, wenn sie ihre Stelle verlieren sollten.
Ein Sechstel der Europäer berichtete, dass zumindest einmal im letzten Jahr in ihrem Haushalt nicht genug Geld zur Bezahlung laufender Rechnungen oder zum Kauf von Lebensmitteln oder Artikeln des täglichen Gebrauchs vorhanden war, und 20 % hatten zum Zeitpunkt der Umfrage (Mai 2010) Schwierigkeiten mit der pünktlichen Bezahlung von Haushaltsrechnungen und Kreditverpflichtungen. Für 15 % ist dies ein ständiges Problem, während 3 % mit einigen Rechnungen und Kreditzahlungen in Verzug sind und 2 % vor echten finanziellen Problemen stehen. Etwa 3 von 10 Europäern berichteten, dass es in den letzten sechs Monaten schwieriger geworden sei, die Mittel für Gesundheitsfürsorge, Kinderbetreuung oder Langzeitpflege für sie selbst oder ihre Familienangehörigen aufzubringen: 11 % gaben an, es sei „viel schwieriger geworden“, und 18 %, es sei „etwas schwieriger geworden“.
Wie im März 2010 waren 18 % der Befragten, die einen Arbeitsplatz hatten, nicht sehr oder überhaupt nicht zuversichtlich, dass sie ihren gegenwärtigen Arbeitsplatz in den kommenden 12 Monaten behalten werden. 49 % glaubten, dass es relativ oder ganz unwahrscheinlich sei, dass sie im Fall der Entlassung innerhalb von sechs Monaten eine neue Stelle finden könnten.