Der EU-Abgeordnete Bernd Lange äußert auf SPD-Jahresempfang in Weyhe strategische Überlegungen. Er sei nicht für ein „Europe first“, sondern für „Europe fast“, um die Herausforderungen zu meistern.

Das Tanzbein wurde am vergangenen Freitagabend in der Tanzschule Reiners in Weyhe zwar nicht geschwungen, die zahlreichen Gäste des Jahresempfangs der SPD im Landkreis Diepholz erlebten dennoch einen kurzweiligen Abend.

Erster SPD-Jahresempfang in Weyhe

„Ich freue mich über die volle Hütte“, begrüßte Frank Seidel als gastgebender Bürgermeister der Gemeinde Weyhe die zahlreichen Anwesenden. Darunter die Bundestagsabgeordnete Peggy Schierenbeck, der Stuhrer Bürgermeister Stephan Korte und Suse Laue, die Bürgermeisterin der Stadt Syke. Es sei der erste Jahresempfang der Landkreis-SPD in Weyhe, und das nach vier Jahren Zwangspause.

Dennis True, Landtagsabgeordneter, pflichtete Seidel bei. Sich endlich wieder persönlich sehen und sprechen zu können, tue einfach gut. Unter großem Applaus setzte er seine Grußworte auf Plattdeutsch fort und brach eine Lanze für alle Sprachen von Minderheiten. Für den Erhalt müssten sich alle intensiv einsetzen.

Unter den Augen von SPD-Urgestein Peter Würtz, langjähriger Bundestagsabgeordneter der SPD, kündigte Ingo Estermann als Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Diepholz und Moderator des Abends zunächst den Gang an das Büfett und als „Nachspeise“ die Rede des Europaabgeordneten Bernd Lange an. Der Vorsitzende des Ausschusses für internationalen Handel (INTA) bot einen spannenden Einblick in die aktuellen politischen Entwicklungen auf europäischer Ebene. Insbesondere die Hilfen für die Ukraine und die Sanktionspakete gegenüber Russland hätten gezeigt, wie schnell und handlungsfähig die EU sein könne, wenn es darauf ankäme.

Europaabgeordneter Bernd Lange wirbt für fairen Welthandel

Der SPD-Handelspolitiker und Vorsitzende der Fair-Trade-Arbeitsgruppe warb für einen fairen Welthandel. Zur wirtschaftlichen Unterstützung könnten ukrainische Waren zollfrei in die Union eingeführt werden. Afrikanischen Staaten biete die EU wirtschaftliche Partnerschaften an, die sich deutlich von der chinesischen Strategie, die Länder in eine einseitige Abhängigkeit zu bringen, abgrenze. Bei seinem kürzlichen Besuch in Moldawien sei es schwerpunktmäßig darum gegangen, wie die EU die wirtschaftliche Stabilität dieses Landes erhalten könne. „Sehr solidarisch und geeint“ erlebe er die EU in diesem Punkt.

Einen kritischen Blick warf Bernd Lange allerdings auf die europäische Migrationspolitik. Es gebe ein Problem mit der ungleichen Lastenverteilung bei den Flüchtlingen. „Rund 80 Prozent kommen nach Deutschland“, und dies könne auf Dauer nicht so weiter gehen. Es müssten schnellstens eine gemeinsame Haltung in der Migrationsfrage entwickelt, Kompromisse gefunden und die Grenzsicherung sowie die Registrierung sichergestellt werden.

Bernd Lange fordert Perspektive für sichere Arbeitsplätze in Europa

„Wie gehen wir in Europa mit dem industriellen Wandel um?“, fragte Bernd Lange. Damit gab sich der Europapolitiker eine Steilvorlage für seinen letzten Themenblock. Es müsse eine Perspektive für sichere Arbeitsplätze in Europa geben. Investitionen in die Transformation müssten schnell und flexibel erfolgen. Er sei nicht für ein „Europe first“, sondern für „Europe fast“, um die Herausforderungen zu meistern.

Es gebe bereits einige gute Ansätze, und er sei zuversichtlich, dass der Umbau gelingen könne. In der abschließenden Fragerunde folgte eine rege Diskussion, der Abend klag in gemütlicher Atmosphäre aus.