Montags bis donnerstags in Brüssel, ab freitags in der niedersächsischen Heimat: Bernd Lange meistert Woche für Woche diesen Spagat zwischen der "großen Politik" und der an der Basis. Der Europaabgeordnete der SPD ist seit 2014 Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel und in dieser Funktion ein gefragter Politiker. Vergangenen Freitag war er einmal mehr aus Stippvisite in der Region, nachdem er zu Jahresbeginn Uelzena besucht hatte - da waren der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Energiekrise noch nicht Realität.

Zwischen Betriebsbesichtigungen beim Safthersteller Voelkel in Höhbeck-Pevestorf (Landkreis Lüchow-Dannenberg) und bei der Firma Bauck in Rosche sowie weiteren abendlichen Terminen in Celle und Hannover nahm sich der 66-Jährige gemeinsam mit Jan Henner Puzier, SPD Landtagskandidat und Vorsitzender des Unterbezirks Uelzen/Lüchow-Dannenberg, die Zeit für einen Besuch der AZ-Redaktion.

"Im August ist in Brüssel traditionell Sommerpause, da fahre ich zwei Wochen durchs Land und habe Zeit, in der Region das eine oder andere zu machen", sagt Lange mit Verweis auf Besuche in Winsen, Seevetal, Göttingen, Hildesheim und eben auch jetzt wieder einmal im Landkreis Uelzen, die natürlich auch im Zeichen des Wahlkampfes für die Landtagswahl am 09. Oktober stehen.

Das Pensum im EU-Parlament ist für den gebürtigen Oldenburger, der in der Region Hannover lebt, stramm: Klimagesetzgebung, EU-Lieferkettengesetzt, Vermaktungsverbot für Produkte aus Zwangsarbeit, diverse Handelsabkommen, damit verbundene Auslandsreisen, aber auch der Vorsitz der Brexit-Kontaktgruppe erfordern die volle Aufmerksamkeit Langes. Und trotzdem ist er bemüht, den guten Draht nach Uelzen - einst geplegt über seinen Motorrad- und Parteifreund Peter Struck - und in andere Teile des Landes nicht abreisen zu lassen.

Greifbar sei die Bedeutung Europas für den Bürger vor allem über die Automobilindustrie. 30000 Beschäftigte bei Volkswagen und den Zulieferern sind darauf angewiesen, dass die internationalen Märkte funktionieren. Unternehmen aber wie der Bio-Hersteller Bauck aus Rosche, der 20 Millionen Euro in eine neue Mühle investiert, dafür Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) erhalten hat und zudem durch den Europäischen Sozialfonds bei seiner Fortbildungsinitiative unterstützt wird, seien genauso gute Besispiele. "Diese enge Verbindung, die wir zu Europa haben, ist ganz wichtig für unsere Region - das merkt man immer wieder. Wir versuchen zu zeigen, was eigentlich mit europäischem Geld bei uns gemacht wird, sagt Jan Henner Putzier.

Trotz nicht perfekter Verkehrsinfrastruktur sei die Entwicklung der Lebensmittelbranche - insbesondere im Bereich Biofood - "erstaunlich", so Lange. Auch die Landwirtschaft sei in Brüssel ein sehr zentrales Thema.