„Früchte nicht zu hoch hängen“

Zum ersten Mal seit dem Brexit kommen am Montag, 19. Mai 2025, in London Vertreter:innen von höchster Ebene zu einem offizieller EU-UK-Gipfel zusammen. Im Fokus des Gipfels steht die Stärkung der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien, insbesondere in den Bereichen Handel, Verteidigung und Sicherheit.
Dazu der niedersächsische SPD-Europaabgeordnete und Vorsitzende des EP-Handelsausschusses Bernd Lange:
"Es ist an der Zeit, den Sound des Neubeginns, den wir seit dem Amtsantritt der neuen Regierung hören, mit konkreten Lyrics zu unterlegen. Von den Vorgängerregierungen wurde in Sachen Vertrauen viel Porzellan zerschlagen. Nun gibt es einen Neustart, aber das Momentum müssen die Partner jetzt auch nutzen. Dabei sollte man nicht mit den am höchsten hängenden Früchten starten, sondern mit Bereichen, in denen man realistische Chancen auf eine engere Zusammenarbeit hat. Darauf aufbauend kann man später dickere Bretter bohren. Die Partner sollten den Gipfel deshalb nutzen, um einen klaren Fahrplan für Bereiche wie Verteidigung, Energie oder Jugendmobilität aufzustellen, in denen wir - auf der Grundlage des Abkommens über Handel und Zusammenarbeit - unsere Zusammenarbeit weiter verstärken könnten.
„Eine solche weitere Annäherung kommt natürlich auch Niedersachsen und seiner Wirtschaft zugute. Das Vereinigte Königreich ist ja nach wie vor ein sehr wichtiger Handelspartner. Deshalb sollte vor allem auch der Abbau von Handelshemmnissen im Vordergrund stehen. Mit Sicherheit ist bei dem gegenseitigen Kontrollsystemen noch Luft nach oben für Erleichterungen für die betroffenen Unternehmen. Da sollten alle an einem Strang ziehen, damit der gegenseitige Warenverkehr so reibungslos wie möglich läuft. Allerdings darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Großbritannien auf eigenen Wunsch halt nicht mehr Teil des EU-Binnenmarktes ist und somit anderen Regeln als vorher unterliegt.
Zudem sollten wir das Potenzial des Abkommens voll auszuschöpfen. Der Gipfel sollte der Ausgangspunkt für eine neue Ära sein. Dieses Engagement könnte unterstrichen werden, in dem die Partner neue regelmäßige Strukturen auf höchster politischer Ebene schaffen, die über die im Abkommen über Handel und Zusammenarbeit verankerten Tagungen des Partnerschaftsrates und der Sonderausschüsse hinausgehen. Auf jeden Fall sollten nach dem Gipfel beide Seite wissen, wohin die Reise gehen soll."