Lesen Sie hier meinen Beitrag im aktuellen Vorwärts zur Impfstoffdebatte.

Impfstoff für alle #vaccineforall

COVID-19 war und ist eine außergewöhnliche Herausforderung für uns alle. Der einzige Weg nach vorne ist eine gut koordinierte globale Impfstrategie mit einer Erhöhung der Produktionskapazitäten und einer Verteilung nach dem tatsächlichen Bedarf, nicht nach der Größe des Geldbeutels. Gefährdete Menschen und Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegesektor sollen zuerst geimpft werden, egal wo sie leben. Impf-Nationalismus hat schwerwiegende geopolitische, aber auch wirtschaftliche und soziale Folgen. Je mehr Menschen weltweit geimpft sind, je schneller die Ausbreitung der Pandemie eingedämmt wird, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass weitere gefährliche Mutationen entstehen und umso niedriger die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Die Initiative COVAX wurde als die multilaterale Antwort auf diese Herausforderung ins Leben gerufen. Sie zielt auf eine globale Immunisierung ab und ist zentral dafür eine faire Verteilung sicherzustellen. Aktuell ist COVAX noch nicht in der Lage Entwicklungsländer ausreichend zu unterstützen. Eine entsprechende Steigerung der Produktion ist aber möglich, wenn Impfstoffentwickler kooperieren, Lizenzen mit anderen Herstellern teilen und die notwendige Technologie transferieren. Die Länder der Patentinhaber können auch Zwangslizenzen vergeben, um die Produktion zu beschleunigen. Eine Verpflichtung für Partnerschaften mit Herstellern in Entwicklungsländern sollte es in allen zukünftigen Impfstoffverträgen geben. Ich bin überzeugt, dass die COVID-19-Impfstoffe öffentliche Güter sein sollten und wir grundsätzlich hinterfragen sollten, ob wir die Produktion und den Verkauf von Impfstoffen nur privaten Organisationen überlassen.

Bilder von leeren Impfzentren und der Streit der EU-Kommission mit AstraZeneca stellen unsere Geduld auf eine harte Probe. Gerade Kommissionspräsidentin von der Leyen ist noch Antworten auf wichtige Fragen schuldig. Gesundheitsminister Spahn bedient sich dem üblichen Spiel: „Ich war`s nicht, die EU war`s“. Das ist Quatsch: Seit Juli gibt es einen Lenkungsausschuss, in dem alle EU-Länder sitzen, auch das Ministerium von Jens Spahn. Alle Verträge, Beschlüsse, Strategien wurden dort einstimmig beschlossen. So kann man mit der eigenen Verantwortung nicht umgehen.