Man hat sich ja doch ein bisschen gewöhnt an das Jammern und Wehklagen aus der Buchhandelsbranche. Ja, ja, alles wird immer schlechter, keiner liest mehr, der böse Onlinehandel und so weiter … Um so verblüffender, wenn es dann mal anders läuft: In Hannover haben sich die lokalen Buchhandlungen auf die Hinterbeine gestellt und etwas geschafft, woran ihre Kollegen in Berlin und Leipzig gescheitert sind. Sie haben – zumindest vorläufig – verhindert, dass die Stadtbibliothek ihnen die Aufträge wegnimmt, um sie gebündelt europaweit auszuschreiben.

Das Problem dahinter ist eines, das Buchhandlungen in vielen Städten umtreibt. Traditionell vergeben die Stadtbibliotheken ihre Beschaffungsaufträge oft freihändig oder über mehrere kleine kommunale Ausschreibungen. Das ist oft nicht sehr transparent, aber historisch so gewachsen – und für viele lokale Buchhändler immerhin eine halbwegs feste Bank in Zeiten wackelnder Umsätze. Rund 35 inhabergeführte Buchhandlungen gibt es in Hannover noch, zwischen 10.000 und 30.000 Euro pro Jahr bekommen diese.

Wenn nun Stadtbibliotheken ihre Beschaffung bündeln und im Block vergeben, minimiert das deren Bearbeitungsaufwand – vor allem, wenn man damit verbundene Leistungen wie das Einbinden, Laminieren, mit Barcodes und Diebstahlsicherungen versehen, gleich mit ausschreibt. [...]

Auch in der Politik kam der Gegenwind an: Der SPD-Europaabgeordnete und Vorsitzende des Handelsausschusses im EU-Parlament, Bernd Lange, erklärte, er halte eine europaweite Ausschreibung in diesem Fall für keineswegs so zwingend, wie mancher es gern darstellt. [...]