Brüssel (dpa Insight) - Der SPD-Europaparlamentarier Bernd Lange hat die USA zu Zugeständnissen in den anstehenden Verhandlungen mit der EU über die größte Freihandelszone der Welt aufgefordert. Vor allem mit ihren Agrarprodukten drängten die Amerikaner auf den europäischen Markt, erklärte der handelspolitische Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion des Europaparlaments im Interview mit dpa Insight EU. Hormonfleisch, geklontes Fleisch, mit Chlorlauge gespülte Hähnchen oder ...

genetisch veränderte Organismen seien in Europa aber nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt.

Es gebe Zulassungsverfahren und eine Kennzeichnungspflicht. «Hormonfleisch müsste also entsprechend gekennzeichnet werden. Das wäre eine Kompromisslinie, die ich mir vorstellen könnte», sagte Lange.

Ein solcher Kompromiss könne auch Modellcharakter bekommen, betonte er: «Klare Zulassung nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten und Kennzeichnungspflicht.» Er räumte ein, der erhoffte wirtschaftliche Vorteil für die Amerikaner sei unter diesen Umständen fraglich. «Denn wer würde solches Fleisch in Europa kaufen?» Dennoch führe an einer solchen Regelung kein Weg vorbei.

Noch vor Ende Juni wollen die Europäische Union und die USA mit den Verhandlungen über den gemeinsamen Wirtschaftsraum beginnen. Handelsbarrieren sollen eingerissen und mehr Wachstum und Wohlstand auf beiden Seiten des Atlantiks geschaffen werden. Studien zufolge könnte der Handelspakt jährliche Extraeinnahmen von 119 Milliarden Euro für die EU und 95 Milliarden Euro für die USA bescheren.

Auf die USA und die EU entfallen etwa die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung und 30 Prozent des Welthandels. Die beiden Blöcke hatten sich für direkte Gespräche entschieden, weil die Verhandlungen über ein weltweit gültiges Freihandelsabkommen im Rahmen der sogenannten Doha-Runde in einer Sackgasse sind.