Fahrräder boomen. Immer mehr Leute steigen um, auf die umweltfreundliche Alternative, die auch noch fit hält. Doch wie nachhaltig sind Fahrräder wirklich?

Statistisch verfügt fast jeder Mensch in Deutschland über ein Fahrrad oder e-Bike. Inzwischen fahren 77% der Deutschen zumindest selten mit dem Fahrrad, fast 40 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche. Besonders E-Bikes boomen. Fast die Hälfte aller verkauften Fahrräder sind inzwischen elektrisch angetrieben.

Doch der Boom hat seine Schattenseiten. Mit wenigen Ausnahmen findet bei vielen deutschen Herstellern zwar die Endfertigung und die Entwicklung in Deutschland statt, der Rahmen zum Beispiel kommt fast immer aus China bzw. Subunternehmen in Kambodscha. Hinzu kommt, dass der Rahmen in den meisten Fällen aus Aluminium und/oder Carbon besteht – beides echte Energiefresser bei der Herstellung.

Johanna Jahnke ist „Fahrrad-Aktivistin“ und Podcasterin und beschäftigt sich viel mit Fragen der Nachhaltigkeit beim Fahrradfahren. So setzt sie bei ihrem Rad zum Beispiel auf Stahl, welches bei der Herstellung weniger CO2 produziert, als andere Materialien und sich recyceln lässt. Sie kritisiert die fehlende Transparenz, oft sei für Verbraucher*innen nicht ersichtlich, woher die einzelnen Fahrradkomponenten kommen.

Bis auf wenige Ausnahmen produzieren fast alle Hersteller die meisten Teile – vor allem die Rahmen – in Asien. China und Taiwan sind die größten Produzenten. Da es aber dort inzwischen strengere Kontrollen und Zölle gibt, verlegen viele die Produktion auf Subunternehmen vor allem in Kambodscha. Aus keinem anderen Land der Welt importiert Deutschland mehr Fahrräder. Hier sind die Bedingungen für die Mitarbeitenden oft sehr schlecht. "Wenn man die Arbeitsbedingungen dort als frühkapitalistisch bezeichnet, ist das womöglich noch zu nett formuliert." sagt der SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament. "Die Regierung entwickelt eine Tendenz zum diktatorischen Regime, Oppositionelle sitzen in Haft, Gewerkschaftsführer werden verfolgt". Zudem sind die Transportwege nach Deutschland lang.

Auch der Trend zum E-Bike ist nicht problemfrei: Besonders die Lithium-Ionen Akkus verbrauchen große Mengen an Ressourcen in der Herstellung und auch beim Recycling ist noch Luft nach oben. Hinzu kommt: Wenn man vom Auto aufs E-Bike umsteigt, tut man viel für die Umwelt, wechselt man jedoch vom normalen Rad aufs elektrische Gefährt, dann verschlechtert sich die Öko-Bilanz, sagt Wirtschaftswissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperte Prof. Stefan Schaltegger.

Wie nachhaltig ist Fahrradfahren also wirklich? Welches Rad ist das beste? Was beeinflusst die Klimabilanz? planet e. geht diesen Fragen nach und hat Menschen begleitet, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Fahrradproduktion einsetzen.