In vielen globalen Lieferketten nutzen Unternehmen ihre Marktmacht aus und wenden gegenüber ihren Lieferanten unfaire Einkaufspraktiken an, wie kurze Lieferzeiten und niedrige Preise. Diese erhöhen den Kostendruck entlang der Lieferketten und führen häufig zu Menschenrechtsverletzungen, wie etwa den Erhalt nicht existenzsichernder Einkommen und Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen oder Umweltschäden.

Fair-Handels-Unternehmen zeigen, dass es auch anders geht. Direkte, transparente und langfristige Handelsbeziehungen mit Produzent:innen, sowie Vorauszahlungen zur Vorfinanzierung der Ernte, die Zahlung von Prämien und Mindestpreisen sind wichtige Instrumente, um den Herausforderungen von Kleinproduzent:innen entgegenzuwirken. Doch die derzeitigen politischen Rahmenbedingungen bieten Unternehmen einen Anreiz, soziale und ökologische Kosten auszulagern und wirtschaftliche Risiken in der Lieferkette nach unten weiter zu reichen. Die Corona-Pandemie hat dies, wie mit einem Brennglas, verdeutlicht.

Das im letzten Jahr beschlossene deutsche Lieferkettengesetz war ein wichtiger erster Schritt, um verbindliche Regeln für Menschenrechte und Umweltstandards in Globalen Lieferketten für Unternehmen zu setzen. Das derzeit diskutierte EU-Lieferkettengesetz bietet eine Chance um die Schwachstellen im deutschen Gesetz zu beheben und die Belange von Produzent:innen und Arbeiter:innen im globalen Süden stärker zu berücksichtigen. Im Fachgespräch möchten wir darüber diskutieren wie ein EU-Lieferkettengesetz ausgestaltet sein muss, damit es am Anfang globaler Lieferketten wirksam ist und auch strukturell benachteiligten Produzent:innen und Arbeiter:innen in der Lieferkette zu Gute kommt. Wieso müssen und wie können Einkaufspraktiken und existenzsichernde Einkommen und Löhne von der EU-Richtlinie adressiert werden? Welche Unternehmenspraktiken wendet der Faire Handel an und welche Lehren können wir aus dem Fairen Handel ziehen? Welche Begleitmaßnahmen braucht es, um Kleinbäuer:innen und kleine Unternehmen im Globalen Süden bei der Umsetzung der Richtlinie zu unterstützen? Wird sich der EU- Handelsausschuss (INTA) für die Verankerung von Einkaufspraktiken als Teil der Sorgfaltspflicht und für die Adressierung von existenzsichernden Einkommen einsetzen? Welche weiteren Maßnahmen und handelspolitische Instrumente sind notwendig um den weltweiten Handel fair zu gestalten?

Diskutant:innen:

Bernd Lange, Mitglied des Europäischen Parlaments, Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel

Rain Morgan, Turqle Trading – Fair-Handels-Unternehmen aus Südafrika

Maja Volland, Politische Referentin, Forum Fairer Handel

Moderation: Teresa Hoffmann, Brot für die Welt


Der Workshop findet auf Deutsch statt. Es wird eine Simultanübersetzung Englisch-Deutsch angeboten.