Die Kritik gegen einen geplanten Großauftrag der Stadtbibliothek wächst. Nicht Europa, sondern die interne Sparpolitik der Stadtbibliothek sei schuld, dass der hannoversche Buchhandel um seine Existenzgrundlage fürchten muss, sagt der langjährige SPD-Europaabgeordnete Bernd Lange. In Hannover werde jetzt genau das versucht, was in Leipzig am Widerstand der Buchhändler schon im vergangenen Jahr gescheitert sei. Durch eine geplante europaweite Ausschreibung für Printmedien und die Veredelung der Bücher befürchten rund 35 hannoversche Buchhändler aktuelle Einbußen zwischen 10.000 und 30.000 Euro.

Der Trick: Die Stadtbibliothek schreibt nicht nur die Bücher aus, für die ja eine Preisbindung besteht, sondern verknüpft dies auch noch mit der weiteren Verarbeitung der Printmedien wie Laminierung und Strich-Code-Beschriftung. Dies war bislang unter anderem von Mitarbeitern der Stadtbibliothek erledigt worden, doch diese Arbeiten sollen jetzt ausgelagert werden. Kündigungen seien wohl nicht geplant, heißt es hinter vorgehaltener Hand, aber ein schleichender Personalabbau, indem frei werdende Stellen von Mitarbeitern nicht wieder besetzt würden.

Kleine Buchhändler, die oft nur ein oder zwei Mitarbeiter haben, können die Weiterverarbeitung der Bücher nicht so günstig anbieten wie große Ketten. SPD-Politiker Lange kritisiert, dass die Stadtbibliothek ihren Sparkurs auf dem Rücken der lokalen Buchläden austragen wolle. Das hatten auch rund 20 lokale Buchhändler bei einem Pressetermin im Buchladen Annabee vorgebracht. Die Weiterverarbeitung der Bücher könne man auch in einem eigenen Auftrag ausschreiben, sagt Lange.

Eine europaweite Ausschreibung für die Printmedien der Stadtbibliothek sei nicht zwingend vorgeschrieben, sagt der Europapolitiker weiter. Erst ab einem Volumen von mehr als 214.000 Euro müsse die öffentliche Hand Aufträge europaweit ausschreiben. Wenn man statt weniger Großaufträge mehrere kleine ausschreibe, sei eine europaweite Ausschreibung nicht nötig. Das hatten auch schon Kommunalpolitiker, die Buchhändler und der Börsenverein vorgeschlagen. Es sei ein Trugschluss, dass die Förderung lokaler Unternehmen mit dem Vergaberecht nicht vereinbar sei, im Gegenteil, sagt Lange, das niedersächsische

Vergaberecht stellt die Förderung kleinerer und mittlerer regionaler Unternehmen ausdrücklich in den Vordergrund.

Artikel von Saskia Döhner / Neue Presse